Montag,
Die Woche begann für mich um 5.30 Uhr. Ich hatte es nach einigen Tagen aufgeben, später aufzustehen. Ich konnte nicht in den Tag starten, ohne meinen ersten Kaffee getrunken zu haben. Die Zeit morgens nutzte ich, neben dem Wach werden, um Musik zu hören, meine Aufgaben für die Woche zu planen und zum Schreiben. Kurz nach 7.00 Uhr ging ich runter in die Küche, wo meine Gastmutter das Frühstück vorbereitete. Nebenbei lief meist der Fernseher mit den neuesten Nachrichten aus Costa Rica, natürlich auf Spanisch. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, dass es fast jeden Tag Reis mit Bohnen zu den Mahlzeiten gab, was vor einigen Wochen noch völlig undenkbar gewesen wäre. Selbstverständlich war das Essen hier anders und daran wollte (und musste) ich mich anpassen.
Auf diesem Teller befindet sich die besagte Bohnen- und Reismischung, sowie ein Spiegelei, Würstchen und gebratene Bananen. Sehr lecker!
Nach meiner zweiten oder dritten Tasse Kaffee ging es los mit der Arbeit. Als erstes wurden Tüten gefaltet, in denen Pflanzenerde gefüllt werden sollte. Die durch den täglichen Regen durchfeuchtete Erde, wurde in eine Schubkarre geladen. Sie ist eine Mischung aus Ton, kleinen und großen glatten Steinen und dem vorher hergestelltem Pflanzendünger. Um alles miteinander zu vermengen, benötigte ich eine Bodenhacke, mit der ich stundenlang den Boden auflockerte und mit dem Dünger vermischt habe. Nach knappen zwei Stunden Arbeit war alles in die Tüten gefüllt, und ich genehmigte mir eine kleine Pause.
Nach einem erfolgreichen Arbeitstag, komme ich abends am besten durch Lesen zur Ruhe. Mir gehen langsam die Ideen aus, was ich noch lesen könnte, da man hier auf der Farm, wenn dann nur spanische Bücher finden kann, und so weit bin ich noch nicht. Der Tag endet für mich spätestens 21.30 Uhr, da schalte ich mein Licht aus und bin gespannt auf den nächsten Tag.
Dienstag
Auf die heute anstehenden Arbeiten hatte ich mich sehr gefreut, es wird wieder gemalert. Meine Gastfamilie ist hier seit einiger Zeit bei, sich ein eigenes Zuhause, mit Hilfe von Freiwilligen, zu bauen. Da die grauen Wände sehr trist wirkten, hatten sie sich dazu entschieden sie weiß und türkis zu streichen. Ich hatte in meinem Leben noch nie gemalert und hoffte, dass ich mich nicht allzu dumm angestellt hatte. Nach einiger Zeit habe ich dann meine Technik herausgefunden, mit der ich schnell und ordentlich arbeiten konnte, schließlich hatte das Haus einige Wände und ich viel vor mir.
Zum Mittagessen gab es, zu meiner Überraschung, keine Bohnen und keinen Reis sondern Pasta mit einer Bolognese-artigen Sauce. Dazu eine erfrischende hausgemachte Limonade ergab das perfekte Mittagessen. Mir schmeckt das Essen nicht immer so gut, wahrscheinlich weil ich einen verwöhnten Magen habe und sehr wählerisch sein kann, wenn es ums Essen geht. Zum Mittag an Arbeitstagen gab es bei mir meistens Pizza, Pommes und Eistee. Hier auf der Farm wird jeden Tag frisch gekocht, teilweise mit Gemüse aus eigenem Anbau.
Die Fahrt in die nächstgelegene Stadt dauerte etwa 20 Minuten mit dem Auto. Es war eine sehr wackelige Angelegenheit, da wir auf einem ungepflastertem Landweg mit vielen Steinen fuhren, entlang an engen Straßen und Farmen vorbei. Kurz vor der Stadt überquerten wir noch zwei kleinere Flüsse und dann waren wir wieder in der Zivilisation angekommen. Hier wurden die nötigsten Einkäufe getätigt und ich habe mir nach längerer Zeit wieder etwas Süßes gegönnt.
Mittwoch
Für mich ging es heute zum zweiten Mal zu meinem Spanisch Unterricht. Einmal in der Woche, vier Stunden am Stück. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich die Sprache ansatzweise sprechen kann, selbst wenn der Kurs absolviert ist. Ich lernte jeden Tag fleißig all meine Vokabeln, schaute bei den Mahlzeiten fern und hörte bei den Gesprächen meiner Gastfamilie zu, die nur spanisch sprechen konnten. Den Unterricht bekam ich in der nächsten Stadt, von der Tochter meiner Gastfamilie, die etwas Englisch sprechen konnte. Das beste an dem Kurs war, neben den Snacks, die darauffolgende Tanzstunde.
Ich tanze seitdem ich 16 Jahre alt war, ein wenig spät um damit anzufangen aber früher ging es nicht. Nach kurzer Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Tanzen, die sich in den nächsten Jahren nur verstärken sollte. Da ich etwas länger nicht die Möglichkeit hatte zu tanzen, war es für mich genau das was ich brauchte. Eine Stunde ging der Kurs und ich habe mich danach großartig gefühlt, voller Glückshormone. Ich habe mir ein neues Ziel für meine Reise festgesetzt, überall wo ich tanzen kann, werde ich tanzen. Egal welcher Stil, egal mit welchen Menschen, wichtig ist, dass es Freude bringt.
Abends wieder zu Hause angekommen, wartete schon das Abendessen. In meiner Zeit hier hatte ich eine Sache sehr in mein Herz geschlossen, geröstetes Baguette mit Käse, für mich war es das Allerbeste. Von Zuhause war ich es gewohnt Brot zum Abend zu essen und deshalb war ich froh, wenn es ab und an mal was anderes als Reis gab. Der Abend wird beendet mit einer heißen Tasse Tee, in der so viel Honig drinnen ist, dass es mir schon fast zu süß war.
Donnerstag
Den gesamten Vormittag hatte ich heute damit verbracht, so wie an allen anderen Tagen auch, weiter zu malern. Ich habe Gefallen daran gefunden, ich machte mir nebenbei meine Lieblingsmusik an und so verging die Arbeitszeit, wie im Fluge. Nach dem Mittagessen folgt das sogenannte Descansa - also einfach ausruhen. Da es ab Mittag sehr heiß wurde, konnten die meisten Arbeiten im Freien nur vormittags verrichtet werden. Die Nachmittage wurden genutzt um zu schlafen, zu lesen oder zum Fernsehen.
Zwischen den Mahlzeiten gab es auch immer Snacks, den ersten etwa zwei Stunden nach dem Frühstück, mal süß mal herzhaft. Unter anderem bekam ich frisches Obst aus dem Garten, Kräcker mit Butter und Käse oder Marmelade, Cornflakes und vieles mehr. Ein paar Stunden vor dem Abendessen folgte dann der letzte Snack. Hier kommt mein absoluter Favorit, Empanadas mit Käse. Sie zauberte sie in wenigen Minuten auf den Tisch und genau so schnell waren sie auch in meinem Magen verschwunden. Ich finde es sehr gut, dass ich in den letzten Wochen sehr viel mehr gegessen habe, als ich es sonst tat. Das Gute ist, dass das Essen hier meist vorzüglich schmeckte und man gar nicht nein sagen konnte.
Freitag
Die Moskitos haben bei mir sehr gute Arbeit geleistet, ich bin komplett zerstochen, von oben bis unten. In den ersten Tagen war ich mir einfach zu fein dafür, jeden Tag Insektenschutz aufzutragen. Tagsüber bekam man nicht viel von den Insekten mit, obwohl sie einen dennoch stachen. Sobald die Dämmerung eintrat, zeigten sich die fliegenden Biester und ließen keine Gnade walten. Meine Empfehlung, vor allem hier im Dschungel, ist diese, dass man sich mindestens morgens direkt nach dem Aufstehen und Nachmittags vor der Dämmerung mit Insektenschutz einsprüht.
Dadurch, dass ich nur bei meinem Spanisch Kurs Internet hatte, fiel die Kommunikation in die Außenwelt komplett weg. Ich hatte weder Internet noch die Möglichkeit zu telefonieren, da meine Prepaid-Karte nach wenigen Tagen bereits leer war. Eine Pause vom Internet und Social Media fühlte sich nicht schlecht an. Ich verbrachte weniger Zeit am Handy, dafür las und schrieb ich mehr. Man merkt schnell, wie man das Internet vermisst, anfangs hatte ich noch Netflix, jetzt war alles weg. Da ich die einzige Freiwillige auf der Farm war, konnte ich kaum mit jemandem sprechen außer mithilfe wenigem Spanisch mit meiner Gastfamilie. Es war eine Herausforderung, der ich mich stellen musste, um zu sehen, für wie selbstverständlich man manchmal Dinge hielt.
Samstag
Auch an meinen freien Tagen stand ich vor 7.00 Uhr auf, denn das Frühstück verschob sich zeitlich nicht und ich wollte es unter keinen Umständen verpassen. Gegen das frühe Aufstehen hatte ich nichts, jeden Tag konnte ich mir eine Routine angewöhnen, mit der ich rechtzeitig ins Bett ging, um frühmorgens wieder fit zu sein. Heute ging es zu einem Gemeinschaftsprojekt, bei dem wir, als alle versammelt waren, ein gesundes Frühstück vorbereitet hatten. Zu meinem Glück hatten wir vorher schon gegessen, denn gesunde Ernährung gehörte bislang nicht in mein Leben. Es wurde viel über Gemüsearten gesprochen und welche Wirkung sie auf den Körper hätten. Nebenbei knabberten alle an ihren Möhrchen und Gürkchen. Ich wollte es wirklich versuchen, aber ich bekam die Möhren nicht herunter, aus Höflichkeit habe ich dennoch so getan, als würde es mir schmecken. Ich weiß natürlich, dass eine bewusste Ernährung sehr wichtig war und es ist auch mein Ziel, mich in diesem Punkte zu verbessern.
Nach dem Essen folgte der Yoga Kurs, mein erster um genau zu sein. Es waren einfache leichte Bewegungen, für mich persönlich aber etwas zu langweilig. Das kann daran liegen, dass ich kaum ein Wort der Lehrerin verstanden habe und warum wir dies und jenes taten. Dennoch fühlte ich mich danach besser, etwas erholt von den Spannungen in meinem Kopf.
Zum Nachmittag besuchten wir, ein in der Nähe gelegenes Hotel, welches zu mindestens 90% aus Holz bestand. Es war wirklich wunderschön trotz des vielen Regens.
Mit diesem Ausblick haben wir ein Bier auf Kosten des Hauses getrunken und alle haben sich miteinander unterhalten.
Sonntag
Am Ruhetag habe ich mal wirklich nichts gemacht. Ich habe viel gelesen und auch das Sudoku spielen für mich entdeckt, zwischen den Mahlzeiten viel geschlafen und mich auf eine neue Woche vorbereitet. Auf Dauer würde es mir bestimmt nicht lange Spaß machen, da ich einfach an ständige Unterhaltung gewohnt war. Auch die vielen Insekten machten mir teilweise zu schaffen, in Deutschland bin ich vor jedem Insekt aufgeschreckt, hier hat sich das um einiges verbessert. Die Sonne hatte mich in den ersten Tagen auch ziemlich mitgenommen. Da ich nicht wusste, dass wir draußen arbeiten werden, hatte ich mir keinen Sonnenschutz aufgetragen. Nach nur zwei Stunden waren meine Schultern und Oberarme komplett verbrannt und seit diesem Tag an, war das Eincremen eines der Dinge, die zu meiner Morgenroutine gehörten. Ich werde nur noch knapp drei Wochen im Dschungel verbringen, dann geht es auf ins nächste Abenteuer.
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