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Das nächste Kapitel meiner Reise verbringe ich hoch im Norden Costa Ricas an der pazifischen Küste. Ich helfe freiwillig in einem Hotel aus, welches nur wenige Minuten vom Strand entfernt ist und bekomme dadurch kostenloses Essen und Unterkunft. Die Tage vergehen sehr schnell, vor allem wenn man schöne Dinge erlebt. Das Wetter ist immer gut, die Sonne scheint am strahlend blauen Himmel, das Wasser ist angenehm warm und salzig und die Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, halten wie eine Gemeinschaft zusammen. Es ist ein kleines Hotel welches nicht nur menschliche, sondern auch tierische Gäste beherbergt. Hier wohnen unter anderem vier orange Katzen und eine graue, sowie eine kleine süße Hündin und ab und zu bekommt uns eine Affenfamilie besuchen, um in der Trockenzeit unser Wasser zum Trinken zu nutzen. Selbstverständlich gibt es hier zu meiner größten Freude auch sehr viele Insekten. Seltsamerweise leben auf der Farm weniger als am pazifischen Ozean und auch definitiv kleinere. Die Artenvielfalt ist etwas ganz Besonderes, jedoch für mich ab und zu einfach zu viel. Sobald der Wind nachlässt, kommen sie aus ihrem Versteck heraus und machen es sich im Bereich der Rezeption gemütlich. Es ist alles offen und inmitten der Natur, deswegen lässt es sich nicht vermeiden und ich kann weiter an meiner Angst arbeiten. Mit den Dingen, die ich hier bereits gelernt habe, kann ich mit gutem Gewissen zurück nach Deutschland gehen. Meine Reise dauert, laut Planung, noch knappe 10 Monate an und schon jetzt hat sich häufig etwas am eigentlichen Plan geändert. So eine Reise kann man nur grob planen, denn wenn man erstmal unterwegs ist, trifft man überall Menschen, die einen begleiten oder auch auf einen anderen Weg leiten, was nichts Schlechtes ist. Reisefreundschaften scheinen temporär zu sein, denn oft verbringt man einen kurzen Zeitraum gemeinsam, um dann wieder getrennte Wege zu gehen. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass man die Menschen wieder sieht oder sich verabredet, die Welt ist zwar groß, aber einige Verbindungen gehen tief genug, sodass man über weite Entfernungen hinwegsehen kann. In Deutschland habe ich nur wenige Menschen zurückgelassen, die Brücken sind alle vorher bereits abgebrochen. Ich sehe das jedoch als etwas Positives, Zeit für Neues und die Stärkung alter gebliebener Freundschaften. Dass ich so weit von meinem Zuhause entfernt lebe, ist nicht immer sehr einfach für mich. Es gibt Tage, an denen würde ich mir am liebsten die Augen ausheulen und das nächste Rückflugticket buchen, aber auch die schlechten Tage vergehen, spätestens wenn der nächste Morgen angebrochen ist. Mit dem Frühstück, welches ich bekomme, kann man nur gut in den Tag starten. Mein derzeitiger Favorit ist Rührei mit Käse auf einer Scheibe Brot, dazu Avocado und sehr leckerem Kaffee. Ansonsten liebe ich auch die frische Obstschale, oder wenn es mal so richtig süß und ungesund sein soll, die fluffigen Pancakes mit Ahornsirup und Bananenscheiben. Gut gestärkt verbringe ich dann am liebsten Zeit am oder im Wasser. Da unser Hotel auch eine Kiteboard-Schule ist, bekommen die Freiwilligen Unterricht im Kiteboarden oder Wingfoilen, je nach Interesse und Verfügbarkeit. Ich selbst hatte nicht von mir erwartet, dass Wassersport in meinem Interessenbereich liegt, jedoch lag ich bei dieser Annahme falsch. Vor einigen Wochen habe ich mit dem Training im Wingfoilen begonnen, anfangs nur mit Trockenübungen am Strand, obwohl man diese auch nicht hundertprozentig als ‘trocken’ bezeichnen konnte. Als erstes wird der Wing (deutsch: Flügel) am Strand ausgebreitet und aufgepumpt, mit einer Sicherheitsleine am dominanten Arm befestigt und dann kann das Training beginnen. Bis ich das Prinzip verstanden habe, die ich den Wing richtig kontrollieren kann ist schon einiges an Zeit vergangen, dafür besitze ich nun aber die richtige Technik und weiß, wie ich mich im Notfall verhalten muss. Im flachen Wasser war es meine Aufgabe den Wing mit dem Wind stabilisierend zu halten und die Seiten der Arme zu wechseln. Dabei ist es mir einige Male gelungen, nicht rechtzeitig loszulassen und der Wing ist auf mich abgestürzt, drückte mich unter Wasser und ließ mich das Salzwasser schmecken. Die Erfahrung macht man ein paarmal und irgendwann weiß man, was zu tun ist. Der nächste Schritt bestand daraus mit dem Board zu trainieren, erstmal ohne Wing, spüren wie die Kraft der Wellen wirken kann. Nach einer Stunde Paddel-Übungen tun die Arme dann doch ziemlich weh und es ist eine Pause angesagt. Mittlerweile stehe ich mit meinen Knien auf dem Board, mit dem Wing in meinen Händen und freue ich schon bald aufstehen zu können, auch wenn das heißt, oft ins Wasser zu fallen. An Krokodile oder Stachelrochen darf man in diesem Moment dann natürlich nicht denken, auch wenn dies eine Möglichkeit ist. In den vier Wochen, in denen ich hier arbeite, sind zwei Gäste von Stachelrochen gestochen worden, was keine sehr angenehme Sache ist. Wenigstens weiß ich nun, wie ich mich in so einem Fall verhalten muss. Der schönste Strand, an dem ich bis jetzt war, ist Playa Rajada, mit glasklarem Wasser, hohen Wellen und einem wunderschönen Sonnenuntergang. Der einzige negative Aspekt war für mich die vielen Menschen und, dass man seine Wertsachen lieber im Auto lassen sollte. Aus Erfahrung anderer habe ich mich darangehalten und habe leider bis jetzt noch kein Foto von diesem schönen Ort. Dieser eignet sich übrigens sehr gut dafür, wenn man Schnorcheln möchte, denn durch das klare Wasser kann man bis zum Meeresgrund sehen. Da es ein Tag ohne Wind war, gab es für unsere Lehrer einen unfreiwilligen freien Tag, der trotzdem gut genutzt wurde. Für mich ist jeder Tag ein freier Tag, naja fast jedenfalls. Ich arbeite 6 Tage in der Woche immer 5h, entweder Frühstück, Mittag oder zum Abendbrot, welches keine sehr schwere Arbeit ist. Anfangs hatte ich Probleme ihr System verständlich zu finden, da es viele Unterschiede zu Deutschland gab, aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Es ist alles nicht so streng oder mit sehr geregelten Abläufen, eher entspannt und gelassen. Der perfekte Ort, um sich zu erholen, viele Erfahrungen zu sammeln und Menschen aus aller Welt kennenzulernen.
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